Beltrin erklärt - Scheinargumente & Fehlschlüsse

  • Hallo liebe/r Leser/in,

    da ich immer wieder mit bekomme, auf welche Art und Weise bestimmte Diskutierende in ihrer Argumentationsführung vorgehen und welche logischen Fehlschlüsse dabei häufig entstehen,
    kam ich nicht umher ein kleines, neues Format einzuführen: Beltrin erklärt - Scheinargumente & Fehlschlüsse











    Wer sich heutzutage in den Hexenkessel öffentlicher online Debatten begibt wird feststellen, dass den Diskutierenden meist nichts ferner liegen könnte, als sich an die Regeln einer geordneten Argumentationsführung zu halten.
    Überwiegend dann nicht, wenn eine solche Diskussion ausschließlich dazu dienen soll, seine eigenen ( ideologischen ) Überzeugungen um jeden Preis zu verteidigen und zu verbreiten, anstatt den eigentlichen Prozess der Wahrheitsfindung voranzutreiben.


    Jedoch mit der besten Beabsichtigungen lassen sich Fehler in der Logik und Argumentation nicht gänzlich vermeiden, da jeder Mensch die Neigung zum sogenannten Bestätigungsfehler ( engl. "confirmation bias" ) hat und es grundsätzlich immer einfacher ist, sich anstatt einer komplexen Problemlösung eine simple zurecht zu legen.
    Die einzige effektive Maßnahme dagegen, ist eine permanente, kritische Betrachtungsweise der eigenen Denkweise, sowie eine gesunde Skepsis gegenüber den Meinungsäußerungen sowie Argumenten des Gegenübers.
    Ein gutes Mittel dafür ist die Fähigkeit, logische/ argumentative Fehlschlüsse, sogenannte Sophismen ( alt.gr.: sophízesthai ‚ausklügeln‘) zu erkennen und zu widerlegen.


    Bevor man dies tun kann ist es jedoch essentiell zu wissen, was ein Argument überhaupt ist:


    Generell gesagt ist ein Argument eine Aussage, welche zur Begründung einer anderen Aussage verwendet wird.
    Klassischer weise besteht ein Argument aus einer oder mehreren Prämissen und einer Konklusion. Eine Prämisse ( lat. praemissa „das Vorausgeschickte“ ) stellt in der Regel eine Voraussetzung oder eine Annahme dar. Aus dieser wird dann eine logische Schlussfolgerung gezogen, welche als Konklusion ( lat. conclusio ) bezeichnet wird.



    Dazu folgendes häufig verwendetes Beispiel:



    Prämisse 1Wenn es regnet, wird die Straße nass
    Prämisse 2Es regnet
    >> KonklusionDie Straße wird nass





    Auch wenn die meisten jetzt leicht schmunzelnd denken mögen: "Ja ist doch logisch",
    so sollte man die Struktur nicht als belanglos und unbedeutend abtun. Denn um zu zeigen, wie sich mit gleicher Struktur ein logischer Fehler produzieren lässt, muss Schema nur leicht verändert werden:



    Prämisse 1Wenn es regnet, wird die Straße nass
    Prämisse 2Die Straße ist nass
    >> KonklusionEs regnet





    Dieses Argument beinhaltet einen logischen Fehlschluss, da die Straße auch aus einem anderen Grund hätte nass sein können. ( z.B.: Durch das Ausschütten eines Wasser-Eimers )
    Fehlschlüsse lassen sich leicht erkennen, wenn die Inhalte eines Arguments simpel und übersichtlich sind. Je komplexer die Thematik jedoch wird und je häufiger z.B. mit Statistiken gearbeitet wird, desto schwieriger wird es auch etwaige Fehlschlüsse zu erkennen:


    Beispiel:


    Prämisse 1Menschen bekommen Geld, wenn sie einer Arbeit nachgehen
    Prämisse 2Frauen erhalten laut einer Statistik im Durchschnitt 23% weniger Geld als Männer
    >> KonklusionFrauen werden bei ihrer Bezahlung für verrichtete Arbeit benachteiligt und diskriminiert





    Der logische Fehler lässt sich nur entdecken, wenn man neben der Struktur auch auf den Inhalt des Arguments schaut. Auch wenn beide Prämissen wahr sind, so lässt sich aus diesen nicht die aufgestellte Schlussfolgerung ableiten. Schließlich kann der Geschlechter-Unterschied in der Bezahlung auch durch eine Vielzahl andere Faktoren ausgelöst werden, welche bei in der Statistik nicht berücksichtigt wurden. Zudem ist die zweite Prämisse eine ziemlich schwache Behauptung, da sie zwar einen Aufschluss darüber gibt, dass es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt und somit zu weiteren Untersuchungen anregen kann, es lässt sich jedoch nicht die damit aufgestellte Behauptung/ Konklusion stützen.


    Diese Variante eines Fehlschlusses wird auch non sequitur ( lat. für „es folgt nicht“ ) bezeichnet und stellt einen der häufigsten Fehler in einer logischen Schlussfolgerung dar.


    Während Fehlschlüsse einerseits aufgrund von Fehlern im logischen Denken und somit unbeabsichtigt auftreten können, so könnnen sie jedoch auch bewusst eingesetzt werden, um die Diskussion für sich zu entscheiden. Die bewusste Benutzung von Fehlschlüssen bezeichnet man als Sophismus, oder in der Steigerungsform auch als Scheinargument.



    Darüber, und welche tückischen Unterarten des Scheinargumentes es tatsächlich gibt, erfahrt ihr bald mehr im zweiten Teil ; )


    Mfg,
    Beltrin





    Mit freundlichsten Grüßen,

    Beltrin


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